Vitamin B wie Bindung: Was Kinder wirklich brauchen

Den Kindern müsste es viel besser gehen, als es ihnen in Wirklichkeit geht

Besitz und Konsum sichert und ersetzt kein Urvertrauen

Neubronner: „Die tiefsten Verletzungen holen wir uns von dem Menschen, mit dem wir am meisten und am tiefsten in Liebe gebunden sind!“

2018-02-14

Dagmar Neubronner (Mitte) mit Heiderose Manthey und Prof. Dr. Gordon Neufeld.

Dagmar Neubronner (Mitte) mit Heiderose Manthey und Prof. Dr. Gordon Neufeld. „Zurück zur Bindung an unsere Kinder!“ Prof. Dr. Gordon Neufeld im Interview mit Heiderose Manthey I

 

Weiler. Dagmar Neubronner und Jo Conrad im Gespräch über Bindung, Sicherheit, Verletzung und Heilung. Die Biologin und Therapeutin Neubronner beleuchtet das Phänomen der seelischen Verletzungen und des daran Wachsens ab Zeitleiste 27:05.

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„… aber das Hauptproblem dabei ist: Der durchschnittliche Erwachsene mit all seinen Fehlern und die durchschnittlichen Eltern mit all ihren Fehlern können einem Kind immer noch viel viel mehr Geborgenheit geben als die durchschnittlichen Gleichaltrigen. Deren Job ist das doch gar nicht, einem Kind Geborgenheit zu geben.

99% der Eltern geben ihren Kinder Geborgenheit

Und natürlich wird ja heute gesagt ‚Ja, die Eltern, die sind ja so furchtbar und die lassen ihre Kinder … was gibt es alles für schreckliche Eltern‘, das stimmt ! Es gibt ein paar schreckliche Eltern, aber 99% der Eltern sorgen gut für ihre Kinder und geben ihnen Geborgenheit, das ist so ein …

Die dicksten Neurosen haben wir von unseren Eltern

Dagmar Neubronner. Dipl. Biologin. Therapeutin. Leiterin des Neufeld-Instituts Deutschland.

Dagmar Neubronner. Dipl. Biologin. Therapeutin. Leiterin des Neufeld-Instituts Deutschland.

Jeder von uns weiß, die dicksten Aua‘s, die wir haben, die dicksten Neurosen und wunden Punkte, die haben wir von unseren Eltern, vom Umgang mit unseren Eltern, was unsere Eltern uns angetan haben … JA !, das stimmt, weil unsere Eltern diejenigen waren, an die wir am tiefsten gebunden waren und da, wo am meisten Liebe ist, ist auch die Verletzlichkeit am größten.

Die tiefsten Verletzungen holen wir uns von dem Menschen, mit dem wir am meisten und am tiefsten in Liebe gebunden sind

Das ist der Zusammenhang und wenn man jetzt sagt: ‚Alle Kinder in den Kibbuz oder alle Kinder ins Kinderheim, dann werden sie von dem grässlichen Teil von ihren Eltern nicht mehr traumatisiert, dann werden die Kinder im Kibbuz oder im Kinderheim traumatisiert.

D.h. wir alle holen uns unsere tiefsten Verletzungen von dem Menschen, mit dem wir am meisten und am tiefsten in Liebe gebunden sind. Das ist der Zusammenhang, warum es in jeder Therapie um Mama, Papa, um Mama, Papa geht oder gerade noch die Geschwister, weil das das ist, wo am meisten Liebe war.

Selbstmordrate um das 5fache gestiegen !

Und man kann das Problem der Verletzung nicht dadurch erledigen, dass man die Eltern jetzt mal weg macht ! Dann erleiden – und das kann man auch nachweisen statistisch, das will ich jetzt noch sagen – die Kinder ihre tiefsten Verletzungen von den Gleichaltrigen und der Beweis dafür ist, dass sich die Selbstmordrate, die sich in den letzten 50 Jahren vervier- oder verfünffacht hat unter Kinder und Jugendlichen, also es bringen sich heute 4 oder 5mal so viele Jugendliche um als noch vor 50 Jahren und die Gründe sind heute ganz überwiegend: ‚Stress mit der Clique, mein Freund hat mit mir Schluss gemacht, meine beste Freundin hat eine andere Freundin und so‘ – während es früher die Probleme im Elternhaus waren, aber es ist offenbar für die Kinder durchschnittlich gesehen leichter mit Eltern zu überleben oder mit verantwortlichen Erwachsenen als mit den Gleichaltrigen.“

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ARCHE: Wenn man den Kindern die Eltern wegnimmt, dann müssen die Kinder eine Zweifach-Therapie machen, um sich von ihren inneren Verletzungen heilen zu können  … nämlich eine Therapie, um von ihren leiblichen, d.h. genetischen Eltern zu genesen und noch zusätzlich die Heilung angehen, um von den Traumen ihrer sogenannten Pflegeeltern loszukommen.

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