Als Kind nicht ernst genommen
Traumatische Erfahrungen prägen die Kindheit: Sind für die Zunahme von Depressionen unter Kindern und Jugendlichen zurückgehaltene Aggressionen auf Erwachsene verantwortlich ?
2015-03-21
Blass, müde, mit ausdruckslosem Gesicht sitzt die 13-Jährige in der Sprechstunde. Offenbar krank. Aber was fehlt ihr? Die Eltern sind ratlos. „Wir haben schon so viel versucht. Wir verstehen es nicht.“ Das Mädchen geht seit Wochen nicht aus dem Haus. Freundinnen rufen nicht mehr an. Am Ende des Arzttermins ist klar: Depression.
Die „Volkskrankheit“, die nach allgemeiner Ansicht hauptsächlich Erwachsene trifft, holt anscheinend immer öfter auch Kinder und Jugendliche ein. Die Zahl entsprechender Diagnosen sei in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen, sagt Gerd Schulte-Körne von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität München. „Es gibt eine dramatische Zunahme im ambulanten und stationären Bereich.“