|
Interview-Frage: Wir sind heute in Ellmendingen angekommen. Hergerufen hat mich ein Traktor, der mit Baubändeln bestückt und im Winde flatternd mein Interesse hervorgerufen hat. Jetzt stehen wir hier im Hof von Herrn Jannis Pfeffer. Herr Pfeffer hat sich auf den Weg gemacht, gesehen zu werden. Was ist der Hintergrund ?
Jannis Pfeffer: Mein Bruder ist durch seine Freundin, besser gesagt durch den Vater seiner Freundin in der nebenberuflichen Landwirtschaft unterwegs und die haben einen Stall mit ein paar Kühen und mähen natürlich im Sommer das Gras selber, um Heu für die Tiere herzustellen. Bei uns in der Umgebung gibt es ja nicht mehr viele Vollerwerbsbauern, deswegen weiß ich zu den Vollerwerbsbauern nicht allzu viel. Aber ich weiß halt, dass es durch viele Auflagen und so für die Bauern immer schwieriger wird, rentabel zu arbeiten. Es ist ja kein normaler Job, wo man acht Stunden am Tag arbeiten geht und man ist halt immer auf das Wetter angewiesen. Das heißt, ein Bauer hat es sowieso schon nicht leicht und dadurch, eben durch diesen Nebenerwerbsbetrieb, in dem ich auch ab und zu mithelfe, bin ich dazu gekommen jetzt bei den Bauernprotesten auch mitzumachen. Da war meine Idee, weil ich den eben genannten kleinen Traktor habe, den ich restauriert habe, auf die Situation der Bauern aufmerksam zu machen.
Das heißt gesellschaftlich nicht anerkannt oder honoriert, in dem was die Bauern tatsächlich machen und politisch nicht unterstützt.
Pfeffer: Das kann man so durchweg sagen, denke ich. Ich meine, in den Medien wird jetzt oft immer gesagt, es geht um den Agrardiesel, also um die Subventionen, aber ich glaube, da hat sich über die letzten Jahrzehnte doch einiges mehr noch angestaut, das ist jetzt nicht nur diese eine Sache, dass die gestrichen werden sollte und jetzt halt Stück für Stück zurückgenommen wird, was so ein bisschen dann vielleicht für manche Betriebe auch ein Tod auf Raten ist, sondern es sind ja noch viele andere Sachen, viele andere Themen, die da eigentlich mal angegangen werden müssten, damit die heimische Landwirtschaft überhaupt noch eine Chance hat.
Sie waren in der Sternenfahrt von Keltern nach Pforzheim dabei, an der 60 Traktoren und LKW’s teilnahmen und
Pfeffer: Bei ein paar Mahnfeuern hier in der Umgebung. Da hatten wir, ich glaube das war letztes Jahr im Dezember schon, beim Penny hier hinten in Ellmendingen eins gemacht und danach gab es in Langensteinbach, ich glaube vor drei oder vier Wochen, ein Mahnfeuer, bei dem dann deutlich mehr Traktoren schon da waren und dann am Ersinger Kreuz oben, wo nochmal mehr da waren, wo man leider halt sagen muss, dass da in den Medien [also dem „Mainstream“ angepasste Presse nicht präsent], also ich habe nichts darüber gesehen und das ist sehr schade. Weil wenn man auf sich aufmerksam macht und das wird einfach ignoriert, dann muss man sich fragen, was geht da vor ?
Ja, das wird ja gezielt ignoriert von der Presse, das heißt also, es ist politisch gewollt, dass der „Aufstand“, also das Aufmerksam-Machen, auch die Situation im Land nicht publik wird. Wie schätzen Sie die Lage selbst ein ? Bekommen die Bauern zunehmend Zulauf, also auch von Handwerkern oder anderen Berufen ?
Pfeffer: Also auf der Fahrt nach Pforzheim rein, ich bin nicht mit dem Traktor mitgefahren, sondern mit dem VW-Bus, also die Traktoren sind zuerst reingefahren und danach die Laster und die anderen Fahrzeuge, die mitgefahren sind. Im Arlinger hat es sich natürlich direkt nach dem Losfahren gestaut und da konnte ich von ein paar Leuten, die am Straßenrand stehen / hören, also, dass es so viele Leute werden, hätten sie nicht gedacht und schon bei der Demofahrt waren, also war ein ganz buntes Bild an Leuten, die mitgefahren sind, dabei. Ob das jetzt Forstwirte waren oder Handwerker oder LKW-Fahrer, es waren auf keinen Fall nur Bauern, vielleicht waren es auch Privatpersonen, das weiß ich nicht.
Ist der Druck auf den Bauernstand, also keine Subventionen, keine Unterstützung, keine Anerkennung, war diese Komponenten der Vater der Idee, dass die Landwirte sich hier vereinigt haben oder ist das wirklich von einer professionellen Organisation ausgegangen ?
Pfeffer: Also so wie ich das mitbekommen habe, war, wie gesagt, diese Haushaltskürzung, wo es auch eben um den Agrardiesel ging, der Auslöser, natürlich, wie gesagt, nicht das Einzige, aber das war dann so der Triggerpunkt, sagen wir es mal so und das, von dem ich hier in der Umgebung mitbekommen habe, das ist immer von Privatpersonen organisiert gewesen, also über What’s App Gruppen oder so, dass eben Interessierte da mitbekommen konnte, wann was geplant ist und da haben dann Einzelpersonen die Planung übernommen. Wahrscheinlich auch mit dem Anmelden und so. Obwohl bei dem Thema in Pforzheim weiß ich nicht, ob das der LSV war oder so, der die Demo angemeldet hat. War auf jeden Fall viel, also war ja der ganze Messplatz voll mit Fahrzeugen.
Und ist auch dieses Gefühl, dass hier eine Solidarität aufkommt und dass man nicht mehr alleine ist, ist das entstanden ?
Pfeffer: Also am 08. Januar, als die Demo war, muss man sagen, dass eigentlich durch die Bank weg, hat man gesehen, dass die Leute, ob die jetzt an der Bushaltestelle morgens standen oder mit dem Auto gefahren sind, dass ein Großteil dann auch gehupt hat, um eben seine Solidarität zu zeigen, oder Leute sind nebenhergelaufen und haben Daumen hochgehoben. Mittlerweile bin ich mir nicht sicher, weil man ja dann doch von der Politik oder durch die Medien eben versucht hat die Bauern dann stückchenweise in eine Krawallecke zu schieben. Ja, was man halt durchweg einfach sagen muss, dass das nicht der Fall ist, weil wenn man auf den Demos war, dann sieht man, dass also von Krawall weit und breit nichts zu sehen und den Leuten geht es eben um die Sache ! Also ich habe nicht mitbekommen, dass irgendetwas an Straftaten oder sonst irgendwas, irgendwie gewesen wäre.
Na ja, das ist ja eine Methode, die bisher immer mal wieder gezogen hat. Aber in der Zwischenzeit ist es ja klar, dass das nicht politisch von irgendeiner Seite kommt, sondern, dass es hier wirklich um die Menschen geht und um die Existenz und deswegen sind wir hier ja auch heute bei Ihnen. Selbst in Berlin hieß es ja, endlich sind die Bauern da ! Diese Sätze, die durfte man auch schon Einzel suchen, weil der Mainstream [also die dem „Mainstream“ angepasste Presse] ja dagegen berichtet hat. Aber das sind wir ja gewohnt.
Pfeffer: Ich meine, selbst wenn man sich die Rede vom Herr Lindner dann anhört, da sind wieder viele Sachen, wo er sich selber als jemanden vom Land dargestellt hat. Im Endeffekt hat er aber dann doch bloß gesagt: Ja es ist jetzt so. Also müsst ihr damit klarkommen ! Wo man dann halt echt sieht, selbst wenn jetzt zwei Millionen Leute mit dem Traktor auf der Straße wären, hat man das Gefühl, dass es oben einfach ignoriert wird oder nicht gehört.
Es ist eine Frage der Zeit.
Pfeffer: Sicher, klar. Ich mein, wenn man dann halt auch noch diese Karte zieht, dann schreckt man damit vielleicht halt die Leute noch ab, dann überhaupt an so Demos eben teilzunehmen, weil sie halt denken, nein, nicht dass nachher jemand denkt, ich wär‘ und so. Also die Befürchtung habe ich schon, weil es in letzter Zeit doch so kommuniziert wurde.
Ja, von meinem Blickwinkel her ist dieses Vor-die-Nase-Knallen von irgendwelchen Allüren einfach abnehmend. Die wissen ganz genau, dass Menschen dahinter stehen hinter dieser Demonstration.
Pfeffer: Klar, die meisten wissen das.
Und sie versuchen halt ihr Spiel zu machen. Also ich halte davon überhaupt gar nichts und ich wär‘ nicht hier, wenn ich denken würde, sie würden irgendwo in eine Ecke gehören oder sonst irgendetwas. Nein, mich interessiert, was ist Sache, was geht ab und was können wir vor allem auch tun ?
Pfeffer: Was ich halt auch schwierig finde, ist, wenn ich jetzt gerade bei dieses Thema betreffende Sachen im Internet sehe, dass da ganz viele Leute halt sind, ja, jetzt verfahren die den subventionierten Diesel hier mit ihrem fetten Traktor und keine Ahnung dabei und da kommt halt irgendwie immer so das Gefühl auf: Das sind Leute aus der Stadt, die eigentlich von dem Thema oder der Thematik null Ahnung haben. Die halt in den Supermarkt gehen, sich da ihre Milch kaufen. Die weder davon eine Ahnung haben, was auf dem Bauernhof abgeht, die dann sagen: Ha ja, da fahren sie rum und dann verrecken zu Hause die Tiere. Wo ich mir denke, erstens Mal, kein Bauer lässt seine Tiere alleine zu Hause, der steht dann dafür morgens um vier im Stall, bevor er losfährt. Aber daran denken die Leute überhaupt nicht, da geht es nur darum, dann zu hetzen gegen die Bauern. Zu sagen, Ja, unsere Steuergelder werden da verfahren, dabei geht es da um eine Sache. Also diese Dinge haben nichts miteinander zu tun. Wenn man das aber nicht weiß, dann kann ich so etwas vielleicht nachvollziehen. Nur es ist halt dumm, anders kann man es nicht sagen.
Ja.
Pfeffer: Ich meine, jedes Tier, was einem Bauern verloren geht, ist im Endeffekt irgendwo ein finanzieller Verlust. Das ist halt einfach so. Das ist halt nicht so, dass Bauern ihre Tiere egal wären oder sie sich nicht drum kümmern würden. Also so was mich sauer macht, weil das sind Leute die keine Ahnung davon haben.
Gott sei Dank ! Aus meiner Sicht kommen jetzt die Realisten.
Pfeffer: Ja.
Schaumschläger haben wir doch jetzt schon jahrelang gehabt und auch Schauspieler, die uns irgendetwas vorgemacht haben, was mit der Realität gar nichts mehr zu tun hat und wenn jetzt, ich sag‘ jetzt einfach Mal, Bauern und Handwerker aufstehen und sagen: Nee, so geht es nicht mehr weiter ! Hier sind ja diejenigen, die hier arbeiten, also nicht nur geistig – seelisch, sondern auch vor allem körperlich und wir haben keinen Feierabend. Wir müssen halt raus, wenn was ist. Da fragt uns keiner, ob wir Fieber haben, sondern wir müssen ja, das ist eine ganz andere Realität, als die, die wir vorgegaukelt kriegen von der Bundespolitik oder von der Europäischen Politik.
Pfeffer: Und mit Urlaub einfach mal drei Wochen ist halt auch nicht, weil man braucht halt jemanden, der sich um die Tiere kümmert, oder …
Das muss man erstmal bringen können oder stemmen können. Wie sieht für Sie die Zukunft aus ?
Pfeffer: Tja, die Frage ist halt, wie kann man es hinbekommen, dass solche Proteste, die ja immer noch stattfinden, überhaupt wieder in der Öffentlichkeit gesehen und gehört werden, weil es scheint ja jetzt andere wichtige Themen zu geben, momentan.
Indem man seinen Traktor an die Hauptstraße stellt in Ellmendingen, in die Ettlinger Straße und dann jemand vorbeikommt und sagt, ich möchte ein Interview mit Ihnen machen. Man muss einfach Gesicht zeigen.
Pfeffer: Ja, es ist leider der einzige Traktor, der auf der Straße steht. Aber wenigstens einer, ein bisschen ein Versuch.
Aber der hat uns geholt. Was wäre ihr großer Wunsch für die Zukunft ? Wie könnte ein Land aussehen, in dem es allen gut geht ?
Pfeffer: Na ja, mal auf die Bauern bezogen muss man halt sagen, jeder oder viele möchten regionale Lebensmittel haben, aber dadurch, dass durch viele Sachen, ob das nun Versicherung oder Treibstoff oder sonst irgendwas ist, die Produktion so teuer geworden ist, muss halt der Staat mithelfen. Anders scheint es nicht zu gehen, ich meine am wichtigsten ist, dass wenn man über Umweltschutz und so spricht und eben und auch diese zwei Prozent Flächenniederlegung, die da jetzt wohl eingeführt werden soll. Das ist für jeden Landwirt dann ein Stück weniger, was er bewirtschaften kann und irgendwo muss man sich mit Leuten, die nicht nur eine Position haben, sondern die auch eine Ahnung davon haben zusammensetzen und eben einen Mittelweg finden zwischen Naturschutz und Landwirtschaft und
Industrie
Pfeffer: Industrie, genau, dass man da eben Lösungen für die Probleme findet, die man jetzt mehrere Jahrzehnte nicht angegangen ist.
Aber es kann ja nicht sein, dass die landwirtschaftlichen Flächen, vor allem auch die guten Anbaugebiete zubetoniert werden. Dass also ein Landwirt nach dem anderen einfach aufhören muss ? Das kann es ja nicht sein.
Pfeffer: Gut, da gibt es genug auch Beispiele über Ackerflächen oder Wiesenflächen, die zur Versteigerung waren zum Beispiel in Pforzheim und dann kamen Investoren und haben ein Stück Land, was normalerweise vier Euro den Quadratmeter gehabt hätte, halt für 18 Euro gekauft. Da ist halt jeder Bauer raus. So ist das ganz einfach und dann, was passiert dann mit dem Land ? Dann liegt es brach, dann hat niemand was davon.
Das heißt, man bräuchte ein Vorkaufsrecht für Nutznießer
Pfeffer: Für Landwirtschaft ! Klar.
Das heißt also, es wären genügend politische Ansätze, die eingebracht werden müssten.
Pfeffer: Das gleiche Thema jetzt mal auf meinen Traktor bezogen, ich habe zwar ein kleines Grundstück, aber ich bekomme eben keine grüne Nummer, weil ich muss ja ein gewinnabwerfenden / gewinnorientierten Betrieb haben, um die zu bekommen, zumindest im Enzkreis. In Karlsruhe ist das viel weniger ein Problem, aber dadurch, dass ich eben mit dem Traktor dieses Grundstück pflege, trage ich ja auch zur Erhaltung bei und zur Reinhaltung von Flächen. Das sieht aber niemand, sondern das ist alles dann auf meine Kosten, mein Hobby. Das ist ein bisschen schade, weil die ganzen Leute, die hier noch kleine Traktoren haben, ob das jetzt ein Obstbaumgrundstück ist oder eine Wiese, die gemäht wird oder sonst etwas, das trägt ja alles, auch zu einer, ich meine. Bei uns hier sind ja Streuobstwiesen und so, das gehört ja einfach zum Landschaftsbild und wenn das keiner mehr pflegt, was passiert dann ? Da geht so viel Potential für, ob das jetzt auch Nahrungsmittel wie Saft oder sonst was ist, geht da einfach verloren. Und gerade die Leute, die das dann noch machen wollen, oder die dafür bereit sind, dann nicht dabei zu unterstützen finde ich absolut daneben. Wo es dann um, keine Ahnung, ein paar Euro Steuern geht oder so. Sagen wir es mal so, bei dem Traktor ist es so, mit einem schwarzen Nummernschild muss ich jeden Anhänger zum TÜV bringen und muss ihn versichern. Mit dem grünen Nummernschild, selbst wenn ich Steuern zahlen würde, wäre das anders, weil dann wäre der Anhänger automatisch über das Fahrzeug versichert. Aber ich bekomme ja keine grüne Nummer, das heißt, ich müsste jeden Anhänger extra zum TÜV, der muss Bremsen, Licht, alles haben und er muss angemeldet sein. Das lohnt sich dann einfach irgendwann nicht mehr.
Gut, da müsste dann auch eine Anpassung zwischen dem Pforzheimer Landkreis und dem Karlsruher Landkreis eingeleitet werden.
Pfeffer: Mit Sicherheit. Ich weiß nicht, wie es in Karlsruhe genau ist, ich weiß, dass es da viel einfacher ist, die grüne Nummer zu kriegen. Bei uns für Privatpersonen eigentlich nicht. Nicht möglich.
Wenn es jetzt Interessierte hier im Umkreis gibt, die jetzt ihren Traktor nicht gesehen haben, wie können die Menschen zu ihnen stoßen ?
Pfeffer: Schwer zu sagen.
Dürfen wir ihren Namen oder ihre
Pfeffer: Meinen Namen können Sie schon nennen.
Oder wo Sie anzutreffen sind, dürfen wir das benennen ?
Pfeffer: Ja, ich wohne ja in Wilferdingen. Also ich bin nur mal eigentlich jeden Tag hier. Aber, auch …
Gut, wir könnten über diese Adresse die Menschen dann befragen ? Oder zu Ihnen sagen, sie könnten Kontakt zu ihnen aufnehmen ?
Pfeffer: Ja, sicherlich, denke ich, das sollte möglich sein.
In Ordnung.
Pfeffer: Also ich weiß jetzt nicht, wenn es dabei um Demos geht oder so, keine Ahnung, dann ist mein Bruder da sicher auch ein guter Ansprechpartner. Weil der hat dadurch eben viel mehr Kontakte hier zu den Landwirten hier in der Umgebung.
|