Der lange Weg des Norbert Denef

Sein Ziel: Keine Verjährungsfristen bei Sexuellem Missbrauch

Sein Hilfsangebot: Betroffene können sich an NetzwerkB wenden

2019-07-27

Ob in Kirchen oder in Kindergärten oder in Schulen: Offenlegung der Taten ist der einzige Weg, um dem Missbrauch ein Ende zu bereiten. Wer von den Erwachsenen keinen Mut hat, Missbrauch aufzudecken, entscheidet sich für die Gewalt, die den Kindern zugefügt wird. Aber der durch Behörden und Institutionen begangene Missbrauch an Kindern wird immer lauter. Foto: Heiderose Manthey

 

Freudenstadt/Weiler. Norbert Denef ist als Kind und Jugendlicher Opfer Sexuellen Missbrauchs der katholischen Kirche. Erst nach einem seelischen Zusammenbruch – 22 Jahre später – öffnet er sich und beginnt über den Missbrauch zu sprechen. Denef gilt als das erste Opfer in Deutschland, das von der römisch-katholischen Kirche eine Entschädigung erwirken konnte.

Der eine Täter wurde zum Priester geweiht, der zweite war Organist und Chorleiter

Der erste Täter, der sich an dem Buben Norbert Denef verging, wurde zum Priester geweiht und ist in der Zwischenzeit verstorben; der zweite, Organist und Chorleiter in der Gemeinde, wurde nie belangt. Noch heute leidet Denef an Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen als Folge des Sexuellen Missbrauchs in seiner Kindheit. Denef schreibt ein Buch „Alles muss raus“.

Denefs Kampf gegen den viel zu frühen Ablauf der Verjährungsfristen nach Sexuellem Missbrauch scheitert zunächst: Er reichte eine Petition zur ‚Abschaffung der Verjährungsfristen für Vergehen bei Pädokriminaliät‘ ein. Der Deutsche Bundestag lehnte 2008 ab. Denefs Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ‚Abschaffung der Verjährungsfrist für Sexuellen Missbrauch‘ wird ohne Angabe von Gründen abgewiesen.

Der Erfolg seines Wirkens und seiner Helfer

„Im Mai 2013 wurde die Verlängerung der Verjährungsfristen (Gesetz zur Stärkung der Rechte von Opfern sexuellen Missbrauchs) vom Bundesrat bestätigt. 2016 erfolgte eine weitere Reform des Sexualstrafrechts.„¹

Norbert Denef. Sexuell missbraucht als Kind von einem Geistlichen. Dann von einem Organisten und Chorleiter. Foto mit freundlicher Genehmigung von Norbert Denef.

Am Freitag, 27. Juli 2018 teilt Denef ARCHE per Email mit: netzwerkB bleibt am Ball. Der unerbittliche Kämpfer und Bahnbrecher für unzählige Betroffene kündigt sein Ausscheiden an.

Nachdem Denef im Jahr 2018 seine Krebserkrankung – aufgrund seiner Erlebnisse nahm er nie an Vorsorgeuntersuchungen teil –  bekannt gegeben hatte, treten weitere Namen im NetzwerkB auf. Seine Arbeit hat Nachfolger. Die Gesellschaft wird wach.

Jetzt stellt Denef „die Forderung nach einer Kompensation in Höhe von einer Million Euro vom Bistum Magdeburg.“¹

Hilfe hier und jetzt

NetzwerkB „Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V.“ wurde im April 2010 gegründet und ist eine unabhängige bundesweite Interessenvertretung von Betroffenen für Betroffene.

Norbert Denef war gesetzlicher Vorstand von NetzwerkB. Heute wird der Verein von Andreas Stark, Therapeut in einer Suchtklinik, als Vorstandsvorsitzender vertreten. Im erweiterten Vorstand sind Dr. Marcella Becker und Klaus Linnenbrügger, im Beirat Dr. Thomas Galli, Jurist und Kriminologe, Gaby Lübben, Rechtsanwältin, Axel Mewes, Dipl. Psych., Norman Schultz, Philosoph, Stefan Schulze, Rechtsanwalt und Jan Schmitt, Filmemacher.

Betroffene wenden sich an

netzwerkB e.V.
Talstrasse 270
72250 Freudenstadt
Tel.: +49 (0)7441 9171618‬
Mobil: +49 (0)160 99176376‬
Email: info [at] netzwerkb.org
Pressekontakt: presse [at] netzwerkb.org

Weckruf

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¹Quelle: Wikipedia