Emotionen – Fakten – Zahlen – Prognosen: Frontmann des VAfK Karlsruhe zur Überwindung von Kindesraub und Entfremdung
Dringend in Erinnerung rufen: Franzjörg Kriegs Vortrag in der Gießener Akademischen Gesellschaft aus 2014
2016-11-18
Gießen. Emotionale Betroffenheit – Umgang mit Folter – Emanzipation von eigener Betroffenheit und Aufbau einer Hilfsorganisation, die von Kindesraub und Kindesentfremdung betroffene Väter und Mütter berät und begleitet: Franzjörg Krieg referierte in der Gießener Akademischen Gesellschaft.
Zitate aus der eigenen Betroffenheit:
“ … habe mutige Einzelpersonen im System erfahren und bin dafür dankbar !“
„… musste lernen den Rechtsstaat zu vergessen und die Spielregeln eines bösen Spiels zu lernen, das mit mir gespielt wurde !“
„… ich musste lernen, dafür dankbar zu sein, dass ich anstatt viermal täglich nur dreimal täglich getreten wurde !“
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Zahlen und Fakten: Status quo im Staate Deutschland
ab Zeitleiste 03:45: „Im Jahr 2013 wurden in Deutschland rund 170 000 Ehen geschieden. Bei einer aktuellen Fruchtbarkeitsziffer Kinder pro Frau von 1,3 sind damit rund 220 000 Kinder von der Trennung ihrer verheirateten Eltern betroffen. Mindestens weitere 100 000 Kinder sind entweder von der Trennung ihrer nicht-verheirateten Eltern betroffen oder hatten nie die Chance, ihren Vater überhaupt zu erleben, weil ihre Mutter in ihrem egozentrischen Lebenskonzept keinen Platz für einen Vater hatte. Realistisch geschätzt können wir also zurzeit jährlich von über 300 000 von Trennung oder Scheidung betroffenen Kindern, über eine halbe Million betroffenen Elternteilen und mindestens einer Million weiterer davon neu betroffener Angehöriger oder Bezugspersonen ausgehen. JÄHRLICH NEU !!!“
Ausgehend von der Proksch-Studie – Schlussbericht aus 2002 – „verlieren etwa 40% dieser Kinder innerhalb eines Jahres den Kontakt zu einem Elternteil weitgehend, werden also ausschließlich infolge der bei uns vorherrschenden Verfahrensweisen nach Trennung und Scheidung zu Halbwaisen.
Wenn man sich nicht vorwerfen lassen möchte mit Zahlen in diesem Kontext leichtfertig umzugehen, kann man also realistisch annehmen, dass jährlich über 100 000 Kinder, weitere etwa 100 000 Elternteile und deren verwandtes Umfeld von den fatalen Mechanismen der Ausgrenzung neu betroffen sind ! …
Täglich 400 Halbwaisen produziert und 400 entsorgte Elternteile
Wenn man davon ausgeht, dass deutsche Familiengerichte 50 Wochen im Jahr an je 5 Tagen arbeiten, würde dies statistisch bedeuten, dass der gebündelte Sachverstand aller in der familialen Intervention Beschäftigten und dadurch finanzierten Mitglieder der Professionen dazu führt, dass Profis in Deutschland an jedem Arbeitstag über 400 Kinder zu Halbwaisen machen und 400 Elternteile entsorgen.“
Folgen: Ausfall aus dem Produktionsprozess, psychischer, physischer, sozialer und wirtschaftlicher Ruin, Suchtkarrieren, Heimaufenthalte, Stationäre Aufenthalte, Suicide
Mit dieser Bilanzierung weist Krieg auf eine etwaige Vorstellung der Größenordnungen hin, mit denen wir konfrontiert sind, sprich auf die Folgen von Halbwaisen und entsorgte Elternteilen. Hierbei ginge es um „in der Mehrheit hochbelastete Individuen mit gebrochenen Lebensläufen, immer wieder endlosen Therapiekarrieren und in der Summe mit all den Begleiterscheinungen Belastete, die wir Insider zur Genüge kennen. Die Folgeskala der Diagnosen nach ICD 10: Ausfall aus dem Produktionsprozess, psychischer, physischer, sozialer und wirtschaftlicher Ruin, Suchtkarrieren, Heimaufenthalte, Stationäre Aufenthalte, Suicide !“
Krieg betont, dass die aufgeführten NEUFALL-Zahlen aber nur die Spitze des dahinterstehenden gesellschaftlichen Dramas zeigten !
Kindesraub und Kindesentfremdung am eigenen Leib erlebt
Franzjörg Krieg ab Zeitleiste 06:45: „Meine Vita als Vater a.D. ist inzwischen über 20 Jahre alt. Ich habe meine beiden Töchter seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.
Damit hat sich das Problem aber nicht erledigt. Mein Vaterschicksal bestimmt nach wie vor mein Leben und wird auch das Leben meiner Kinder sicher bis an deren Lebensende prägen.“
Transgenerationalen Risikotransfer: kid – eke – pas Drama noch nicht umfänglich erfasst
„Ich habe bei einer Rede zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10.12.2013 von der Transgenerationalen Effektivität (Wirksamkeit) dieser Abläufe gesprochen. DIE ZEIT hat in ihrer Titelgeschichte vom 24.04.2014 „Ist Scheidung erblich?“ diesen Gedanken aufgegriffen und präzisiert. Sie spricht vom transgenerationalen Risikotransfer.
Nimmt man also die aktuellen jährlichen Neufallzahlen, multipliziert diese mit dem Faktum, dass dieses Problem ein Lebenslang wirksames darstellt, also nicht nur die jährlichen neu Betroffenen beachtet werden müssen, sondern alle in einem lebenslangen Zeitraum Betroffenen und multipliziert dies weiter mit dem Faktum der transgenerationalen Wirksamkeit, und berücksichtigt man darüber hinaus, dass wir mit der Entwicklung der Trennungsraten noch nicht den Scheidepunkt dieses gesellschaftlichen Dramas erreicht haben, dann erst können wir in etwa erahnen, wovon wir reden !“
Weitere Referate
Thomas Saschenbrecker, Rechtsanwalt Hürden im Familien- und Betreuungsrecht, der Fall Dennis Stephan
Prof. Dr. Aris Christidis Begrüßungsrede und Einführung in die Thematik
Dr. Andrea Christidis, Psychologin Folgen staatlicher Eingriffe für die Betroffenen und ihr Umfeld: Wissenschaftliche Studien und behördliche Praxis, Fallbeispiele
Klaus-Uwe Kirchhoff, Dipl. Pädagoge Fehlerhafte Entscheidungen im Umfeld der Jugendsozialarbeit und Familienpolitik – Sozialpädagogische Lösungsansätze zur Überwindung der Fehlleistungen in Jugendamt, Familiengerichten und Justiz